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Hast du schon mal was davon gehört, dass man mit einem Bügeleisen malen kann?

Ich führe dich in die Technik ein.

Teil 1: Faszination Encaustic: Einführung in die Technik, Grundlagen, usw.

Teil 2: Encaustic für Fortgeschrittene - wie der Titel sagt, eine große Vielfalt an Möglichkeiten wird vorgestellt und erläutert.

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TEIL 1:

Faszination Encaustic

Als ich das erste mal ein Encaustic-Bild vor 5 etwa Jahren sah, war ich so fasziniert, dass ich dachte: Das gibt es nicht! So eine Brillianz und Leuchtkraft der Farben, solch interessante Darstellungen, und Effekte - und das alles nicht mit den "üblichen" Malutensilien wie Stifte, Pinsel und herkömmlichen Farben gezaubert?

Meine Neugier siegte, ich musste herausfinden, wie das geht. Also sammelte ich Informationen und erfuhr, dass die Technik bereits uralt ist, und nur in der neueren Zeit der 80-er Jahre wiederentdeckt wurde. Bereits in der Antike schufen Künstler Bilder, in dem sie in Wachs eingeschlossene Pigmente erhitzten und auf verschiedene Träger wie Steine oder Holzplatten aufbrachten, also "einbrannten". Es gibt etliche gut erhaltene Werke, deren Farbintensität im Gegensatz zu Ölgemälden nicht unter dem Zahn der Zeit gelitten haben. Da die Farbpigmente im Wachs eingeschlossen sind, bewahren sie diese Farbintensität.

Also besorgte ich mir eine Grundausstattung für Encaustic.

Dazu gehören: Ein Maleisen, das wie ein kleines Reisebügeleisen aussieht. Es ist aber speziell für die Wachsmaltechnik gemacht, an den Seiten versiegelt, so dass kein Wachs in das Innere einlaufen kann.

Die Farben enthalten einen sehr hohen Anteil an Bienenwachs. Das läßt die Bilder nach dem Polieren schön glänzen. Auch erinnert der Duft des schmelzenden Wachses an Honig.

Das ganze wird auf ein Spezialpapier aufgetragen. Wenn man ein wenig Erfahrung hat, kann man auch mit anderen Gründen (Leinwand, Fotopapier, Holz... der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt) experimentieren, es muss nicht unbedingt das teuere Spezialpapier sein. Am Anfang ist es wichtig, dass der Malgrund eine Beschichtung hat, damit das Wachs nicht in den Malgrund einzieht.

Der Grundausstattung lag auch ein kleines Heft mit einer genauen Anleitung bei. Experimentierfreudig, wie ich nun mal bin, legte ich mir alles zurecht, und legte los.

Der Arbeitstisch sollte großzügig mit altem Zeitungspapier abgedeckt werden, und man sollte nicht gerade die Sonntagsbluse dazu anziehen, denn gerade am Anfang gibt es schnell Flecke, die nicht unbedingt restlos entfernt werden können! Also: altes Hemd drüberziehen.

Und endlich geht es los: Du entnimmst ein Blatt Spezialpapier, entscheidest Dich aber erst einmal für ein kleineres Format - man kann ja nie wissen, ob man sich traut, das schöne weiße Blatt mit Farbe zu beschmieren.

Halt, stopp!

Die Farbe wird ja gar nicht auf das Papier, sondern auf das heiße Maleisen geschmiert! Du spürst, wie das heiße Wachs schmilzt, hältst das Maleisen automatisch so, dass die Farbe nicht herunter tropft. Jetzt wird das Maleisen locker nach unten gedreht und auf das Papier gebracht, die Brühe mit einer ziehenden Bewegung vom Eisen auf das Papier übertragen. In dem Moment, wo die Farbe das Maleisen verlassen hat, erstarrt es wieder! Wow, und da Du zwei dicke Striche in verschiedenen Farben (blau und weiß) aufgetragen hast, vermischten sich diese bereits und ergeben ein herrliches Zufallsmuster. Gar nicht schlecht, denkst Du. Sieht fast wie Schäfchenwolken am Himmel aus! Nimmst zwei weitere Farben (grün und hellbraun) und bringst sie auf ähnliche Weise auf die untere Hälfte des Bildes auf. Damit das Ganze ein wenig Schwung bekommt, ziehst Du das Maleisen nicht gerade, sondern in einer Art Wellenbewegung übers Papier. Und schon ist ein einfaches, hügeliges Landschaftsbild entstanden, für das Du in einer anderen Technik viel mehr Erfahrung gebraucht hättest. Naja, sieht noch ein wenig kahl aus, denkst Du. Ein paar Gräser sollten da auch wachsen. Eine der leichtesten Übungen in der Encaustic-Technik!

Du drehst das Maleisen so, als wolltest Du mit einem riesigen Stift malen. Und kannst mit der Spitze feinste Linien und Konturen in die bereits erstarrte Farbe ziehen. Diese wird an der Stelle, wo es erhitzt wird, erneut flüssig. Durch die beschichtete Oberfläche des Papiers (jetzt wirds interessant!) läßt sich bereits aufgetragenes Wachs verflüssigen und verschieben. Einfach das Maleisen mit der Kante aufsetzen und mit einer schwungvollen Bewegung nach oben bewegen, als wolltest Du einen Strich malen. Und schon hast Du einen absolut perfekten Grashalm erschaffen! Du magst gar nicht damit aufhören, und malst noch weitere dazu.

Wenn Du bis hier gekommen bist, hast Du bereits zwei der Grundtechniken erlernt.

Ganz besonders interessante Effekte kannst Du mit der dritten Art erzeugen: Berühre mit der Fläche des Maleisens Teile des Bildes und ziehe das Eisen senkrecht wieder ab. Es entsteht dabei so etwas wie ein Saugeffekt und bizarre, wunderschöne Formen entstehen.

Experimentiere, so lange, bis Dir Dein erstes Werk gefällt. Du kannst auch nachträglich immer wieder was dran ändern, wenn Dir was nicht gefällt.

Bei Landschaftsbildern kannst Du wunderbare Tiefenwirkung erzielen, wenn Du mit dem am weitesten entfernten beginnst und Dich immer weiter "nach vorne" also in die Nähe arbeitest.

Zwischen den einzelnen Farbaufträgen auf das Maleisen solltest Du diese mit Küchenkrepp abwischen, insbesondere, wenn Du nach einer dunklen Farbe eine hellere aufträgst. Das Wachs läßt sich vom heißen Eisen mühelos abwischen.

Wenn Dein erstes Kunstwerk fertig ist, polierst Du noch die Oberfläche mit einem weichen Tuch. Das Bild glänzt jetzt, als wenn es lackiert wäre!

Vielleicht ergreift auch Dich das Encaustic-Fieber. Ich habe in den letzten 4 Jahren hunderte von Bildern gemalt, die meisten auf Kunsthandwerkermärkten, Stadtfesten, Weihnachtsmärkten, bei Schulfesten, Projektwochen, usw. Sehr viel Spaß haben auch schon Kinder ab 7-8 Jahren damit. Die Technik ist aber ebenso gut therapeutisch einsetzbar (Ergotherapie, Altenheim, usw.) Am meisten verblüfft es Menschen, wenn sie sehen, womit gemalt wird, und wenn sie schon nach kurzer Zeit auch selber in der Lage sind, schönes zu erschaffen, auch wenn sie vorher noch nie mit einer anderen Technik gemalt haben.

Versuch es einfach! Es macht Spaß!

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TEIL 2:

Encaustic für Fortgeschrittene

Du hast zum ersten mal von Encaustic gehört oder gelesen, hast vielleicht schon erste Erfahrungen damit gesammelt, bist genau so begeistert wie ich, und möchtest mehr dazu erfahren? Die Grundtechniken des Malens mit dem Maleisen auf dem Spezialpapier hast Du erkundet und willst wissen, welche Möglichkeiten Encaustic noch bietet?

Ich möchte versuchen, hier eine (beileibe nicht vollständige!!!) Auswahl an Ideen zu vermitteln. Auch hierbei ist es wichtig, mutig eigene Experimente zu machen.

Worauf kann gemalt werden?

Zunächst einmal auf jeden Untergrund, der für kurze Zeit (1 -2 Sekunden) eine Temperatur von 150 - 170 °C aushält. Also außer Plastikfolie, Gummi und ähnliche hitzeempfindliche Materialien fast alles, was Dir einfällt.

Nicht geeignet ist es:

- für Gebrauchsgegenstände, da das Wachs relativ weich ist und sich abnutzen würde. (Also für Teller, Tassen, Schränke, Stühle...)

- Untergründe, die sehr porös und saugfähig sind, sollten vorher versiegelt werden (z.B. Ton, Holz...)

- Stoff erfordert eine Besondere Vorbehandlung, dann wird es sogar waschbar.

- Über den Kamin solltest Du Dein Kunstwerk nicht hängen, ebenso nicht im Auto auf dem Armaturenbrett liegenlassen :-)

- Encaustic - Bilder sollten nicht hinter Glas gesperrt werden, bei Rahmen das Glas entfernen. So kann man das Bild hin und wieder polieren, und die reliefartige Strukturen kommen erst richtig zur Geltung.

Geeignete Untergründe und Trägermaterialien:

- Leinwand (grundiert, z.B. auf Keilrahmen)

- Metall (Blech...)

- Pappe und Papier (bei saugfähigen wird der Effekt ganz anders, als bei beschichteten)

- Holzplatten, Hartfaser, Spanplatte, beschichtete am besten.

- Glasplatte (evtl nicht mit dem Maleisen sondern mit dem Encaustic Pen, Beschreibung folgt)

Geeignete Gegenstände:

- Bilderrahmen

- Baumwollstoff, Seide, T-Shirts, Krawatten!!! Textilien müssen mit einem speziellen Fixierer vorbehandelt werden. Normales Encaustic - Bild auf eine Malkarte malen, mit der Bildseite auf den Stoff, der zuvor mit Fixierer behandelt wurde, legen und bügeln. Das Teil ist danach waschbar.

- Ostereier

- Spandosen, Schmuckschatullen, Pappdosen (Schuhkartons für Bilder...)

- Blumenübertöpfe

Werkzeuge und Hilfsmittel

Außer dem Maleisen gibt es noch etliche Werkzeuge und Hilfsmittel, die ebenfalls eingesetzt werden können. Jedes Werkzeug hat eine eigene Wirkung. Hier einige Beispiele für die gebräuchlichsten:

Malplatte - ist eine Platte, die erhitzt wird. Hier kann man dann den Malkarton (Leinwand...) drauflegen und mit den Farben "direkt" malen. Es gibt auch Aufsätze für das Maleisen, die den gleichen Effekt haben.

Encaustic Pen - Ist ähnlich wie ein Lötkolben, wird aber nicht so heiß. Vorne kann man verschiedene Spitzen befestigen, z.B. einen Kupferpinsel, mit dem man feinste Strukturen absolut fein und präzise malen kann (für die Portraitmalerei, usw.)

Verschieden geformte, sehr dichte Schwämme, die in Verbindung mit der Malplatte als Stempel eingesetzt werden können, beispielsweise um regelmäßige grafische Motive zu erzeugen.

Metallstempel, die auf dem Maleisen erhitzt werden und dann wie das Maleisen eingesetzt werden. Ich habe mir so ein Teil selber gemacht, einfach aus einem 3 cm dicken Rundstab aus Eisen ein 5 cm langes Stück absägen lassen, und mache damit die schönsten Encaustic-Sonnen, mit "Saugeffekt"...

Spachtel - werden ähnlich verwendet, wie in der klassischen Malerei, um viel Material aufzutragen und Struktur zu erhalten, in Verbindung mit der Malplatte oder dem Maleisen.

Heißluft - Die Föhntechnik eröffnet weitere Möglichkeiten. Erst einmal probieren, ob es mit dem normalen Föhn geht, manche lassen sich bei geringer Gebläsestärke relativ heiß einstellen - irre Effekte möglich!

Scrappy - sind aus Hartschaum bestehende Schabewerkzeuge, die in einen Pinselgriff eingefasst sind. Damit können in Verbindung mit der Malplatte ebenfalls sehr schöne Effekte erzeugt werden.

Ganz einfache Schaber aus Metall, mit dem man das Wachs auch kalt gezielt abkratzen kann, ist schon im Grundset enthalten.


Weitere Gestaltungsideen und Materialien:

- Farben gibt es im Fachhandel (Versand) in vielen unterschiedlichen Farben.

- Naturfarben, Neonfarben, Grundfarben, einzelne Farben, alles möglich.

- Goldpuder läßt sich mit Encaustic wunderbar verarbeiten.

- Wie wäre es mit einer Collage - ein einzelnes schönes Blatt als Blickfang in Encaustic für immer konserviert?

- Auf Glasplatte mit dem Encaustic Pen malen.

- Einen Fotoalbum gestalten.

- Einen Bastelkalender mit Encaustic Bildern füllen.

Woher kommt sie, diese neue, uralte Technik?

Die klassische Encaustic-Malerei ist ein antikes Malverfahren, bei dem mit Wachs gebundene Farben heißflüssig auf Stein, Holz oder Elfenbein aufgetragen wurden oder bei einem kalten Auftrag durch einen heißen Spachtel, der "Cauteria", auf den Malgrund "eingebrannt" wurden (encaustic, griechisch: einbrennen).

Bereits 3000 Jahre v. Chr. war diese Technik bei den Ägyptern bekannt (Mumienporträts) und fand ihren Höhepunkt in der klassischen Epoche der griechischen Kunst. Hervorragende Zeugnisse sind ägyptische Mumienbildnisse (Raum 62 des britischen Museums in London oder im Nationalmuseum in Kairo) sowie Wandgemälde aus Pompeji und Herculaneum. Die Encaustic-Malerei stellte ein bewährtes und dauerhaftes Malmedium dar - lange vor der Erfindung der Ölmalerei.

Im Mittelalter ging die Kenntnis der encaustischen Technik verloren - vermutlich lag dies daran, dass die umständliche Handhabung viele Menschen davon abhielt, diese Kunstform auszuüben.

Dieses Problem ist heutzutage mit Hilfe moderner elektrischer Geräte gelöst die «cauteria» ist durch das handliche Maleisen ersetzt. Heute ist es uns wieder möglich, das Geheimnis der leuchtenden Wachsfarben zu erforschen und dabei ein neues Hobby zu erschaffen:

(Text entnommen aus Encaustic painting Malschule by HOBBYRING, die jedem Encaustic-Set beiliegt.)

Kleiner Preisüberblick:

- Grundset mit Maleisen, einigen Malkarten, 10 Wachsfarben: ca. 25 Euro

- Großes Profiset: 45 Euro

- Einzelne Farbblöcke: ca. 1 Euro

- Encaustic Pen: 24 Euro

- Malplatte: ca 30 Euro

Also kein ganz so billiges Hobby, aber es macht riesigen Spaß!


Viel Spaß und Erfolg!

PS: Im Süddeutschen Raum mache ich bei Interesse auch gerne Vorführungen u. Ä. Bilder auf Anfrage, auch auf Bestellung bis Format DIN A 3

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Da ich diesen Text bei Ciao ebenfalls publiziert habe, bitte ich vor diesbezüglichen Rückfragen abzusehen.

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