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Sindelfinger Zeitung
25. September 2004

Böblingen: Jam-Session der AG Song im Alten Amtsgericht auf dem Schlossberg
Die meisten Musiker kommen schon seit mehreren Jahren immer wieder

Treffen von Soulstimme und Bluesgitarre

Von unserer Mitarbeiterin Stefanie Järkel

"Steffi, kannst Du mal kurz aushelfen?" Andreas Schaps braucht Unterstützung im Gesang. Der Freiburger funktioniert eigentlich als One-Man-Show, aber zu zweit macht es einfach mehr Spaß. "Was soll ich denn singen", möchte Steffi Vonier wissen. "Weiß noch nicht", lautet die lakonische Antwort von Andreas Schaps. Man einigt sich. Auf der Hälfte steigt noch "Dr. Berni Burn" mit ein, auf der Mundharmonika spielt er ein kleines aber feines Solo.

Das Publikum ist begeistert und johlt. Vor allem die Freunde und Bekannten im Separee des Theaterraumes im Alten Amtsgericht. Früher hat Schaps in Böblingen gelebt. Damals hat er wie andere der hier versammelten Musiker auf der Orfeum-Session im Künstlerviertel gespielt. Heute lebt er in Freiburg und kommt immer noch regelmäßig auf die Session. Mit Banjo oder Gitarre und Gesang gibt er Blues, Folk oder eigene Stücke in rockiger Manier zum Besten.

"Das ist das Tolle hier", sagt Katharina Fütterer. "Hier kann man spielen, was man will. Es muss nicht immer Jazz sein." Zusammen mit Berni Burn bildet die Pianistin und Sängerin das Duo "Intergalaktic Katharina & Dr. Berni Burn". "Wir waren vor zwei Jahren das erste Mal auf der Session und haben auch schon ein Konzert hier im Alten Amtsgericht gespielt", sagt die Stuttgarterin.

Moderator des Abends ist Gregor Neaga. Seit sieben Jahren kümmert er sich um die Koordination im Programm. "Vor der Session und im Laufe des Abends kommen die Leute zu mir, wenn sie was machen wollen. Ich bestimme dann die Reihenfolge und sage die einzelnen Musiker oder Bands an", sagt der Gitarrist. Da wird der Sängerin auch noch eine Begleitung organisiert oder Gregor Neaga wird vom Moderator zum Mitmusiker.

Seit 13 Jahren gibt es die Musik-Session unter dem Namen "Talent-Treff" im "Alten Amtsgericht". Veranstalter ist die AG-Song, die aus drei Sparten besteht: Kabarett, Theater und Musik. Für die Musik ist Werner Grunert zuständig, der den Verein AG Song auch ins Leben gerufen hat. "Wir haben den gemeinnützigen Verein 1987 gegründet. Die Idee kam durch meine Vorstandstätigkeit bei der bundesweiten AG Song. Wir haben gesehen, dass es einen Bedarf gibt und haben dann in Böblingen einen eigenen Verein gegründet", beschreibt Werner Grunert den Hintergrund.

"Intergalaktic Katharina & Dr. Berni Burn" steigen mit einem Stück von Sting ein: "If you love somebody set them free". Die beiden lassen sich ebenfalls spontan von Steffi Vonier, langjährige Sängerin der Coverband "Timeless", unterstützen. Der Background-Gesang wackelt ein bisschen, aber das stört das Publikum nicht. Der Spaß steht im Vordergrund. Danach geht es mit einem eigenen Stück weiter. "Die Verbündeten" kündigt Katharina an. Die Soulstimme wird ausgepackt. Die Stimmung steigt.

Mit 70 Gästen sind die Räumlichkeiten bis auf den letzten Stuhl besetzt - laut Gregor Neaga verlaufen die Abende immer ähnlich erfolgreich. Der AG Song gehört das Klavier, Mikrophone mit Kabeln und Stativen sind vorhanden. Eine Anlage und ein Gitarrenverstärker warten nur auf die Bedienung. "Normalerweise ist bis 24 Uhr das Programm zu Ende. Dann entwickelt sich meist eine offene Session, die schon mal bis drei Uhr gehen kann", sagt Gregor Neaga.

Im Nebenraum werden Getränke und Essen verkauft. Hier ist der Geräuschpegel durch laute Unterhaltungen ähnlich hoch. Während der Altersdurchschnitt grundsätzlich eher bei Mitte 30 bis 40 liegt, tummelt sich hier eine Clique jüngerer Menschen. Sie sind zur Unterstützung eines Freundes gekommen, der heute zum zweiten Mal mit seinen Coverversionen auftreten wird.

Derweil singt Angie Zaiser ihre Version von "This masquerade is over". Angekündigt von Gregor Neaga mit dem "Hauspianisten" Ricky. Ricky, Richard Fux, kommt aus Tübingen und ist von Beruf Arzt: "Ich war schon auf vielen Sessions in Tübingen, aber hier gefällt es mir am besten."

Jazz, Musical oder Gospel

Angie und Ricky haben sich über die Session im Alten Amtsgericht kennen gelernt und mit einem weiteren Musiker ein Trio gegründet. "Das hier ist meine musikalische Heimat. Ich war schon da, als Martin Krüger noch moderierte. Damals haben wir mehr Boogie gemacht", sagt Angie Zaiser. Die Sindelfingerin ist keine Berufsmusikerin, spielt aber regelmäßig mit ihrem Trio. "Ich mache gerne Jazzimprovisation, aber auch Musical oder Gospel", sagt Angie Zaiser. Ihr Programm beschließen Angie und Ricky mit "Tennessee Waltz", an dessen Ende die Bühne proppenvoll ist. Mittlerweile spielt Gregor noch Gitarre, Steffi und Berni Burn singen und Katharina spielt an den Kongas, die irgendjemand mitgebracht hat.

Eigentlich hat jeder nur eine Viertelstunde Zeit Musik zu machen, aber die wird regelmäßig verlängert und jeder, den es packt, kann mit einsteigen. So ist es auch bereits nach 24 Uhr und das Programm noch lange nicht vorbei.

Die nächste Session ist am 10. November ab 20.30 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter http://www.pagita.de/musiksession im Internet.

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